Sport als Antidepressiva?

Die stimmungsaufhellende Wirkung von Sport ist inzwischen sehr gut belegt und die neuesten Studiendaten zeigen, dass Bewegung und Sport unabhängig vom Intensitätsgrad eine antidepressive Wirkung aufweisen. Den besten antidepressiven Effekt hat das Ausdauertraining. Es gibt zwei Theorien, welche diesen positiven Effekt erklären. Ein Ansatz kommt aus der kognitiven Neuropsychologie, welcher besagt, dass die präfrontalen Hirnregionen durch die sportliche Betätigung weniger aktiviert werden und dadurch das depressive Grübeln zwangsläufig abnimmt (Stoll & Ziemainz, 2012). Ein weiterer Ansatz geht davon aus, dass durch die sportliche Bewegung das Neurotransmittersystem aktiviert wird.


Welche Wirkung zeigt das Laufen?

In einigen Studien bewirkt das Laufen ähnliche Effekte im Gehirn, wie beispielsweise Antidepressiva (Brené et al., 2007, Blumenthal et al., 2007). Während Antidepressiva häufig starke Nebenwirkungen aufzeigen (z.B. Müdigkeit, emotionale Taubheit, Übelkeit, Libidoverlust), zeigt das Laufen nur geringe Nebenwirkungen auf. Das Ausdauertraining bewirkt eine starke körperliche Aktivierung, die insbesondere dem typischen Symptom der Antriebslosigkeit erfolgreich entgegen wirkt.


Was versteht man unter einem Ausdauertraining?

Ausdauertraining ist die gesündeste Art Sport zu treiben und bedarf auch keinen großen finanziellen Aufwand. Joggen, Schwimmen, Radfahren oder Walking sind auch ohne Kosten möglich. Wichtig ist hierbei die Regelmässigkeit in der Durchführung um tatsächlich eine antidepressive Wirkung durch Sport zu erzielen. Unterbrechungen lassen Trainingseffekte schnell schwinden.


Wie häufig muss ich trainieren?

Die bisherigen Studien geben die folgende Empfehlung um einen antidepressiven Effekt zu erzielen:
  • Mind. 6-8 Wochen 
  • 3-5-mal pro Woche 
  • Trainingsdauer: 30-60 Minuten


Für Neueinsteiger können aber auch bereits 15 Minuten ausreichend sein. Wichtig ist, von Anfang an, dass Sie sich nicht überfordern und eine Sportart aussuchen, die Ihnen liegt. Erst die Zeit oder den Umfang, dann langsam die Intensität erhöhen. Geben Sie ihrem Körper Zeit sich an das Training anzupassen. Beginnen Sie mit dem Sport schon heute!


Therapeutische Empfehlung

In meiner eigenen therapeutischen Arbeit mit depressiven Patienten habe ich beobachtet, dass die Einbindung von Bewegung und Sport ein wichtiger Grundbaustein für die Behandlung der leichten bis mittelschweren Depression sein kann. Die Patienten entwickeln durch die regelmäßige Bewegung nicht nur mehr Lebensenergie, sondern auch das schöne Gefühl etwas zu schaffen und entwickeln ein besseres Selbstbewusstsein. Wenn sich depressive Patienten weniger antriebslos und ermüdet fühlen, ermöglicht dies die eigentliche therapeutische Arbeit an negativen schwierigen Lebensereignissen, depressivem Grübeln oder negativen Denkmustern (z.B. „ich bin wertlos“, „niemand nimmt mich wahr“). Das heißt Bewegung und Sport können eine sehr gute ergänzende Therapie in der Behandlung der Depression sein.


Literaturempfehlung

Stoll, O. & Ziemainz, H. (2012) Laufen psychotherapeutisch nutzen, Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Maira Gall